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iPhone X: Augenblicklich das Beste

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Die Auseinandersetzung mit dem iPhone X hatte schon lange begonnen, bevor das Gerät im September in Cupertino das erste Mal öffentlich vorgestellt wurde. Bauform, Face ID, kein Touch ID – all das sickerte im Grundrauschen mancher Fehlinformation schon vorher durch. Und so waren wir, die Nutzer, eben auch nicht naiv und unbefangen, als uns der Beginn einer neuen Dekade, wie Apple-Chef Tim Cook das Gerät bezeichnet, präsentiert wurde.

Dieser Testbericht fußt auf knapp zwei Wochen täglicher Nutzung. Bei technologischen Veränderungen mit der Tragweite des iPhone X bleiben viele Fragen naturgemäß noch offen, weil sie einer Langzeitbeobachtung bedürfen. Gleichwohl lässt sich schon einiges zum Alltag mit dem iPhone X sagen.

Auf das Auflisten von technischen Spezifikationen und Benchmarks wird bewusst verzichtet, weil dies von vielen anderen Rezensenten bereits gemacht wurde bzw. Apples eigene Informationsseiten diese Daten übersichtlich auflisten. Es soll hier um das Erleben gehen. Fragen der Leser werden gerne beantwortet und bei Bedarf noch nachträglich eingearbeitet.

Das Äußere

Neues Design: Das iPhone X.

Alleine schon die Tatsache, nach drei Jahren mal wieder ein komplett neues iPhone-Design in den Händen zu halten, erfreut das Herz des Rezensenten, der ja mittlerweile gelernt hat, Jahr für Jahr in den kleinen Details das Neue zu suchen. Man muss Apple aber dazu beglückwünschen, drei Jahre standhaft geblieben zu sein, und nicht ein neues Design um des Designs willen herauszubringen. Stattdessen erleben wir mit dem iPhone X ein neues Modell, bei dem die optische Veränderung einmal mehr sinnhaft ist.

Der Glasrücken ist wie beim iPhone 8 und iPhone 8 Plus notwendig, um kabelloses Laden zu ermöglichen. Er passt zu diesem Smartphone aber perfekt, weil es im Zusammenspiel mit der Vorderseite den Eindruck verstärkt, etwas aus einem Guss in der Hand zu halten. Das Metall hat sich dezent in den äußeren Ring zurückgezogen. Die Dominanz des Glas – das hatten wir schon einmal mit dem Wechsel zum iPhone 4. Aber wir erleben hier keine Wiederholung der Geschichte, sondern aufgrund von Flächigkeit, geringerer Tiefe und erwähnter Sinnhaftigkeit mit Blick auf die Funktionen eine neue, einzigartige Glasperiode.

Die Kamera auf der Rückseite ist weiterhin erhaben, aber nun vertikal angeordnet. Die Vorderseite ist markant neuartig mit einem dünnen Rahmen um das Display und den so genannten Notch, in dem die Sensorik steckt.

Das iPhone X liegt gut in der Hand, es ist durch sein Glas griffig und beim Herüberstreichen dennoch geschmeidig. Es hat ein angenehmes Gewicht – nicht zu leicht, aber auch nicht zu schwer. Es lässt sich, zumindest von Menschen mit durchschnittlich großen Händen, voll umfassen. Und es bietet dabei dennoch den Luxus eines großen Bildschirms, wie es ihn vorher nur mit dem Plus gab.

Mehr Bildschirm, kaum Rahmen.

Alle anderen Punkte mal beiseite geschoben, dürfte gerade die Bauform mit dem Wegfall von Rahmen und Home-Button bei gleichzeitig größerem Display das sein, was auch in einem Jahr und darüber hinaus im Alltag als das nachhaltig Postivste dieses neuen Geräts in Erinnerung bleibt. Wer einmal zum Plus-Nutzer geworden ist, war für das kleinere Format „versaut“: Die Vorzüge des großen Bildschirms machen einen abhängig von der Plus-Linie. Aber das große Format blieb für viele immer ein Handicap, gerade im Sommer. Erstmals kann man nun als iPhone beides haben. Und anders als beim iPad 10,5 Zoll fällt das richtig auf.

Das Display

Das iPhone X ist das erste Smartphone Apples, das auf OLED-Technik im Display setzt. Doch was bedeutet das für den Nutzer? Die Vorzüge der neuen Anzeige sind sichtbar, aber nicht so knallig, wie es einst die Einführung des ultrascharfen Retina-Displays war. Apple hat die LCD-Technik in den letzten Jahren so stark perfektioniert, dass die nächste Stufe nicht ganz so hoch ausfällt.

Was jedoch immer sichtbar blieb, war, dass Schwarz kein Schwarz ist. Vielmehr war es ein dunkles Grau durch die sichtbare Erleuchtung des Bildschirms. Dies ist bei OLED anders: Das gewaltige Kontrastverhältnis von 1 zu einer Million bedeutet, dass bei schwarzen Bildschirminhalten am Rand überhaupt nicht mehr sichtbar ist, wo der Gehäuserahmen aufhört und der Bildschirm anfängt. Fotos wirken ein Stück weit realitätsnäher, aber durch das fehlende Hintergrundleuchten bei den dunklen Bildpunkten erscheinen sie auch etwas dunkler.

Umstritten: Der Notch, wo die Sensoren drinstecken..

OLED hat aber auch Nachteile: Von der Seite betrachtet sieht die Anzeige bläulicher aus als beim LCD. Manche schildern das, als wenn das eine Katastrophe wäre, doch das scheinen eher die Maßstäbe von Display-Perfektionisten zu sein – es ist nämlich beileibe nicht so, dass der Bildschirminhalt unlesbar wird. Ein weiteres Thema, das kontrovers diskutiert wird, ist die Gefahr des Einbrennens von Bildschirminhalten, ähnlich dem Plasma-TV. Apple selbst warnt davor, doch wie groß die Gefahr wirklich ist, werden wir wohl erst nach einem Jahr beurteilen können. Intelligente Softwaresteuerung soll das Einbrennen angeblich verhindern. Da es Apple anders als anderen Mitbewerbern gelungen ist, eine gute Abstimmung von Farben und Helligkeit zu finden, wollen und müssen wir dem einfach mal vertrauen.

Neu ist das Seitenverhältnis von 18 zu 9. Die Anzeige ist damit im Querformat breiter. Viele Videos haben damit schwarze Balken links und rechts. Oder der Zuschauer zoomt heran. Dann wird aber oben und unten etwas abgeschnitten. Der neue Zuschnitt hat seine Berechtigung mit Blick auf die Nutzung im Hochformat, wo durch den so genannten Notch oben etwas komplett nutzbare Fläche wegfällt. Dieser Platz wird dem Nutzer dadurch zurückgegeben. Zu sichtbaren, möglicherweise kritikwürdigen Auswirkungen führt das dann erst beim Drehen ins Querformat.

Scrollleiste neben Notch.

Überhaupt: der Notch. Über ihn ist trefflich gestritten worden. Im Hochformat bleibt er für den Nutzer im Alltag nahezu unsichtbar. Der Blick ist auf die Mitte gerichtet, dort, wo die Musik spielt. Lediglich bei Apps mit hellem Layout wird er deutlich sichtbar durch die beiden Teufelszacken oben links und rechts. Das kann man mögen oder auch nicht. Faktisch ist es aber auch nicht so, dass vorher paradiesische Zustände herrschten, da die Statusbar von Apple immer mehr mit Anzeigen belegt wurde, unter anderem zuletzt auch für die „Zurück-Navigation“, wenn eine App die andere aufruft. Das war zweckmäßig, aber nicht wirklich schön. Wenn dem Notch eine positive Sache abgewonnen werden kann, dann, dass er zu mehr Aufgeräumtheit verpflichtet und obendrein zwei Touchbereiche einrichtet, wo vorher nur einer war.

Im Querformat: Ja, da sieht man den Notch schon viel stärker. Zuweilen kann er in Bilder hineinragen. In Listen schafft er einen merkwürdigen Zwischenraum zwischen Scrollleiste und Geräterand. Auch wenn der Notch nicht wirklich als Problem oder Verschlechterung wahrgenommen wird, so ist dieses iPhone X doch kein Gerät, dem das Querformat gut steht. Wohl deshalb hat Apple auch in der Software mit jenen Plus-Funktionen gespart, die im Querformat etwa in der Mail-App eine Teilung des Bildschirms erlauben. Bei Videos und Bildern ist das Querformat oft unausweichlich. Aber wie gesagt: Der Notch ist hier kein Beinbruch.

Face ID

Mit dem Wegfall des Home-Buttons hält die Gesichtserkennung Face ID Einzug. Oder war es umgekehrt, dass der Button obsolet wurde, weil man etwas Besseres hatte?

Im direkten Vergleich ist zu sagen, dass beide Verfahren ihre Vor- und Nachteile haben. Touch ID, der Fingerabdruckscanner, war stets eine Technik, die eine Aktivität des Nutzers erforderte. Face ID hingegen hat eher passive Züge. Es entsperrt das Gerät manchmal, ohne das der Nutzer die Absicht dazu hat. Und es wird selbst aktiv, sobald der Bildschirm eingeschaltet ist. Touch ID bedurfte stets einer Aktion. Das ist ein kleines Detail, aber es hat viel damit zu tun, wie man Face ID in der Praxis wahrnimmt. Schließt etwas auf, bevor ich den Entschluss dazu gefasst habe, nehme ich den späteren Fehlversuch gelassener auf, als wenn ich schon Mühe investiert habe und diese vergebens war.

Face ID hat eine gute Erkennungsrate, aber der Nutzer muss sich mehr nach dessen Spielregeln richten als bei Touch ID. Die Spielregeln sehen so aus, dass die Aufmerksamkeit auf das Display gerichtet, ein gewisser Abstand eingehalten und möglichst eine frontale Draufsicht gegeben sein muss. Wenn nicht, straft Face ID den Nutzer buchstäblich mit Missachtung.

Damit sind einige Anwendungsfälle von Touch ID bei Face ID ausgeschlossen. Das „Drauflinsen“ von der Seite etwa. Das Einhängen in eine Halterung im Auto und das Bedienen während der Fahrt, wenn das Gerät nicht gerade direkt auf einen gerichtet ist (was wiederum auch Vorteile hat). Umgekehrt errichtet die erwähnte Eigeninitiative von Face ID eine neue Sicherheitsbarriere. Eingehende Benachrichtigungen werden nämlich erst mit Inhalt angezeigt, wenn auch das große Schlosssymbol aufgeht, also eine Erkennung des Nutzers stattgefunden hat. Dadurch sind zum Beispiel SMS, die zum Beispiel 2-Faktor-Passwörter enthalten, besser geschützt.

Die Einrichtung von Face ID ist deutlich schneller als die von Touch ID. Zweimal muss der Kopf in alle Richtungen gedreht werden – schon ist die Erkennung möglich. Touch ID verlangt dagegen mehrmaliges Auflegen des Fingers und dann auch noch einmal aus anderen Haltungen heraus.

Ist Face ID so viel schneller, dass es so wirkt, als wenn es keine Sperrung mehr gibt? Ja und nein. In einigen Situationen öffnet das Gerät – wie erwähnt – schon, bevor das Nutzer das aktiv möchte. Dann ist der Vorgang natürlich schneller. Manchmal braucht Face ID aber auch eine Denksekunde oder zwei Anläufe. Im großen und ganzen ist Face ID damit eher eine andere Art der Sicherheit, aber nicht bahnbrechend anders. Auf alle Fälle ist Face ID im Alltag aber auch nicht schlechter als Touch ID, was im Vorfeld vielfach befürchtet wurde. Und das ist schon einmal das Erreichen einer Messlatte, die von Apple selbst ordentlich hoch gehängt wurde.

Innereien

Es ist mittlerweile schon müßig, irgendwelche Benchmarks vorzunehmen, denn dass der neue A11 Bionic-Chip wieder ein großer Sprung nach vorne ist, war zu erwarten. Dass es der Nutzer im Alltag angesichts der guten Prozessoren der Vorjahre kaum bemerkt, ebenso.

Doch halt: Die Zeiten ändern sich gerade. Gab es bislang viel Potenzial und fehlende Anwendungen, schaffen sich die Hersteller – allen voran Apple – diese Anwendungsfelderneuerdings selbst. Machine Learning, Augmented Reality und die vielen Einsatzmöglichkeiten der True Depth-Kamera sowie der Sensorik des iPhone X verlangen nach Prozessorpower. Beim neuen Porträtmodus in der Fotografie, Portrait Lighting, sehen wir sogar das erste Mal seit langem wieder spürbare Verarbeitungspausen. Man möchte sich gar nicht vorstellen, was die Software der Hardware in diesem Moment abverlangt.

Angesichts dieser spannenden Zeiten, die uns bevorstehen, steigt also gerade wieder der Wert der schnelleren CPU und GPU, deren Verbesserungen man bei den letzten Modellen eher wohlwollend zur Kenntnis genommen hat.

Gut geladen

Wie beim Prozessor sind auch die Neuerungen rund um den Akku kein Alleinstellungsmerkmal des iPhone X. Der Interessierte erhält sie auch in der 8-er-Linie, was sie jedoch nicht weniger wertvoll macht.

Fast Charging funktioniert mit entsprechenden leistungsstärkeren Netzteilen. Der Kollege Jean-Claude Frick hat herausgefunden, dass schon ein iPad-Netzteil wahre Wunder bewirken kann. Wer seinen Akku schneller laden möchte, hat nun die Möglichkeit dazu.

Bereit fürs kabellose Laden.

Wireless Charging ist ein Punkt, dessen Tragweite wir derzeit noch gar nicht überblicken können. Apple springt hier auf einen Zug auf, der zwar schon losgefahren ist, aber seither eher langsam vor sich hin dümpelt. Das könnte sich mit dem Einstieg Apples ändern, erst recht, da der verbreitete Qi-Standard gewählt wurde. Damit öffnet sich dem iPhone X-Nutzer sofort ein großes Spektrum an Lademöglichkeiten, sei es unterwegs an entsprechenden Stationen, oder aber im Handel als Zubehör für den Hausgebrauch. Das induktive Laden ist nicht sehr schnell, aber wer nachts auflädt, findet morgens ein voll geladenes Gerät vor. Keinen Stecker mehr einstecken zu müssen, ist ein Luxusproblem – die Abhilfe aber ein Feature, das man gerne mitnimmt.

In punkto Laufzeit haben sich die Befürchtungen, dass der Akku nicht so lange durchhält wie beim Plus-Modell, nicht bewahrheitet. Wahrscheinlich ist es dem Energiemanagement des Bionic-Prozessors zu verdanken, aber das iPhone X beweist ein gutes Durchhaltevermögen. Selbst zweistündiges Tethering ließ uns bei sonstiger Normalnutzung abends noch mit einem halb vollen Akku heimkehren. Hier muss man gar nicht Minuten zählen: In unserem Alltag gibt der Akku schlichtweg keinen Anlass dazu, sich um seinen Ladestand zu sorgen.

Die Kameras

Wann hatten wir es das letzte Mal, dass die Kamera nicht das herausragende Highlight-Feature des neuen iPhones ist? Beim iPhone X ist sie dennoch alles andere als unspektakulär. Die 12-Megapixel-Rückseitenkamera ist wie die der 8-er-Linie in vielerlei Hinsicht verbessert worden, was sich vor allem in lichtschwachen Situationen bemerkbar macht. Der Raum wirkt besser ausgeleuchtet, wenn der Blitz verwendet wird, das Rauschen ist geringer und die Schärfe höher. Sehr deutlich bemerkt man den Unterschied bei Fotos mit der Tele-Linse, die nun – wie die Hauptlinse – ebenfalls einen Bildstabilisator erhalten hat.

Noch drastischer sind die Veränderungen auf der Vorderseite, wo nun auch Tiefenmessung möglich ist – und damit der beliebte Porträtmodus auch für Selfies einsetzbar ist. Die Frontkamera hat sich über die Jahre vom Stiefkind der Kameratechnik zum vollwertigen Instrument entwickelt. Jeder möge sich seine Gedanken darüber machen, was es über eine Gesellschaft besagt, wenn sie immer mehr ich-bezogen ist. Aus technologischer Hinsicht ist hier zumindest eine positive Entwicklung festzustellen.

Bedienung

Mit iOS 11 hat das iPhone X natürlich die neueste Version des über die Jahre gereiften Betriebssystems von Apple installiert. Der Punkt Software fällt bei Rezensionen über Apple-Produkte oft hinten runter, weil Apple die Betriebssysteme auch noch Gerätegenerationen später für frühere Modelle bereitstellt. Die Highlights von iOS 11 sind also vielfach kein Alleinstellungsmerkmal des neuen iPhones, wenngleich sie eben zum Gesamteindruck beitragen. Man muss das hier einmal erwähnen, weil Hersteller mit anderen Betriebssystemen sich für die Software feiern lassen – zum Teil zurecht, aber eben auch ein Stück weit durch künstliche Verknappung, weil sie ältere Geräte, die damit auch glänzen könnten, einfach leer ausgehen lassen.

Neue Gesten.

Beim iPhone X ist jedoch ein Blick auf die Software zwingend, da sie einige Unterschiede zu den anderen iPhones aufweist. Diese sind durch die neue Bauform begründet. Der Verzicht auf den Homebutton hat die Zahl der physischen Knöpfe reduziert. Der Homebutton hatte gleich eine Vielzahl von Funktionen, die jetzt auf andere Knöpfe und vor allem auf die Software umverteilt wurden.

Die Rückkehr zum Startbildschirm funktioniert nunmehr mit einem Swipe von unten nach oben. Das Kontrollzentrum ist dafür von oben rechts herunterzuziehen. Der App Switcher wird mittels eines umgedrehten Ls aktiviert – zwischen den verschiedenen zuvor geöffneten Apps wechselt man mit einem Swipe auf der neuen Home-Linie im unteren Bereich der Anzeige. Es sollen hier nicht alle Gesten und Bedienelemente aufgezählt werden – dafür existieren andere gute Websites. Der Punkt ist, dass der Anwender sich neu orientieren muss. Im ersten Moment ertappt man sich dabei, unbedacht ins Leere zu drücken, wo enst der Homebutton war. Nach zwei-drei Tagen gehen die Gesten und die Steuerung jedoch in Fleisch und Blut über. Und nach einer Woche bzw. beim Wechsel zu anderen Geräten fragt man sich, warum man überhaupt diese Mixtur zwischen physischen und Software-Buttons hatte. Tatsächlich wirkt der reine Software-Weg konsequenter, weil man eben auch keine Hardwaretastatur hat, wenn man etwas eintippt, sondern seit Anbeginn des iPhones virtuelle Tasten nutzt.

Der Homebutton war etwas Ikonisches. Zusammen mit dem Rahmen bildete er die Silhouette des iPhones – er stand symbolisch für das iPhone. Es ist bemerkenswert, wie egal einem das schon nach wenigen Tagen ist. Und damit ist eigentlich alles zur Erschwernis der neuen Bedienung gesagt. Es gibt gar keine Erschwernis.

Animojis

Animojis im Einsatz.

Eine Vorstellung des iPhone X kommt nicht ohne die Animojis aus. Bemerkenswert ist hierbei zunächst einmal, wie versteckt diese Software im System schlummert. Die Spaß-App mit animierten Emojis, die per True Depth-Kamera den Nutzer nachahmen, steckt als Extra in iMessage (Nachrichten). Dort kann man also anderen Nutzern lustige Nachrichten zuschicken, als Gockel, als Fuchs oder eben als Häufchen. Die fast dreijährige Tochter wurde binnen Sekunden zum großen Animoji-Fan. Man kann sich aber auch als Erwachsener diesem kindischen Vergnügen schwer entziehen, wenngleich der Langzeiteffekt hier eher geringer ist.

Technologisch sind die Animojis ein Showcase für die Möglichkeiten, die mit der neuen Frontsensorik daherkommen. Die Erkennung ist verblüffend gut, die Verlässlichkeit ebenso. Man muss kein Prophet sein, um zu erahnen, dass damit in Zukunft noch gearbeitet wird. Und man hofft es auch.

Preis

Der Preis des iPhone X mit weit über 1000 Euro ist kein Thema, das sich mal eben so weglächeln lässt. Das Smartphone ist damit in Preisregionen gerückt, bei denen man bei anderen Geräten von langfristigen Investitionen spricht, etwa beim Kauf eines Notebooks oder eines neuen Computers. Aber das Smartphone, das die meisten spätestens nach zwei Jahren austauschen?

Nein, den Gedanken, wie viel man für das iPhone X mit seiner 64- oder 256-GB-Speicherausstattung ausgegeben hat, wird man so schnell nicht wieder los. Einige wird der Preis sogar davon abhalten, das Gerät überhaupt zu kaufen. Und wie geht es weiter bei denen, die jetzt doch gekauft haben? Wie groß muss der technologische Sprung beim nächsten Modell sein, damit sie erneut kaufen?

Auf diese Fragen gibt es derzeit keine Antworten – sie werden sich mit der Zeit von selbst beantworten.

In Relation zur 8er-Linie kann zumindest gesagt werden, dass ein Aufpreis durchaus gerechtfertigt ist. Das iPhone 8 Plus zum Beispiel bietet vieles, was das iPhone X auch hat .Aber das X bietet eben auch noch einiges Gewichtiges mehr. Dennoch kann natürlich hinterfragt werden, ob die 8-er-Linie noch so viel wert ist oder nicht günstiger verkauft werden müsste. Aber was heißt schon müsste? Letztlich ist es die Nachfrage, welche die Preisgestaltung mit bestimmt.

Fazit

Das iPhone X ist augenblicklich das beste iPhone, das am Markt erhältlich ist. Es ist technologisch ganz oben an der Spitze. Aber es bietet einem noch mehr: Das Gefühl von Innovation, einen digitalen Tapetenwechsel nach Jahren ähnlicher iPhones und einen Vorgeschmack auf die Zukunft, in der Software und Sensorik eine noch größere Rolle spielen werden als die physische Hardware.

Kann man dieses Gerät zum Kauf empfehlen? Ja, das kann man unbedingt. Ist es etwas für jeden Nutzer? Nein, wahrscheinlich nicht. Apple fährt gut damit, den Homebutton zumindest für dieses Jahr in der 8-er-Linie mit besserer Hardware beizubehalten. Viele Nutzer sind nach zehn Jahren froh, dass sie die Bedienphilosophie eines Smartphones jetzt endlich überhaupt verinnerlicht haben. Sie würde man ins Chaos stürzen, wenn man ihnen den Homebutton wegnimmt.

Nun ist es also an dem iPhone X, im Parallelbetrieb eine solche Wirkung zu entfalten, dass auch die konservativen Nutzer im nächsten Jahr nach so etwas lechzen. Man darf davon ausgehen, dass der Weg dorthin die Software ist. Chefdesigner Jony Ive sagte kürzlich, in einem Jahr würde man das iPhone X nicht mehr wiedererkennen, weil in ihm viel Potenzial schlummert, das nocn nicht gehoben wurde. Und der Schlüssel dazu ist: die Software. Wir dürfen also gespannt sein, was diesen großen Ankündigungen folgt.

Für den Moment stellen wir erstmal fest, dass das Apple-nach-Steve-Jobs es tatsächlich fertiggebracht hat, ein iPhone zu veröffentlichen, das – wenn man den unverschämt hohen Preis einmal gezahlt hat – einen ähnlichen Aha-Efffekt, ein ähnliches Gefühl des Richtig-seins der technologischen Entwicklung entfaltet, wie seinerzeit die großen Meilensteine unter Jobs. Nein, es ist nicht das erste Mal, das Apple nach Jobs ein gutes Produkt entwickelt hat. Aber es ist das erste iPhone, das einem seit dem viel zu frühen Tod des Apple-Mitgründers wirklich wie ein Game-Changer vorkommt und nicht eben wie eine weitere Stufe der Evolution. Kurzum: Sehr beeindruckend!


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